Papierlos nach Colmar

Papierlos nach Colmar

Ferienstart mit Hindernissen und Herz

Endlich Ferien! Am Freitagabend war die Vorfreude auf unsere Reise mit dem Wohnmobil riesig. Doch wie das Leben so spielt, kam kurz vor der Abfahrt der erste Dämpfer: Meine Identitätskarte, seit zwei Monaten abgelaufen. Der Campingplatz in Colmar war bereits gebucht, und plötzlich schien unsere Reise ins Wasser zu fallen.

Aber wir wären nicht wir, wenn wir uns davon aufhalten lassen würden 😊. Also haben wir kurzerhand beschlossen: Wir wagen es trotzdem. Am Samstagmorgen ging’s los, ich papierlos, aber voller Hoffnung, Richtung Elsass.

Wenn schon schief, dann richtig

Kaum unterwegs, der nächste Schreck: Ein Blick auf die Buchung zeigt, dass wir den Campingplatz von Sonntag bis Dienstag gebucht hatten, geplant war aber Samstag bis Montag. Natürlich war der Platz voll. Aber wie durch ein kleines Wunder bekamen wir trotzdem einen Stellplatz, zwar ohne Strom, aber das war für uns kein Problem.

Unser Platz
Blick aus dem Bett
Pool auf dem Campingpatz

Colmar, eine Stadt wie aus dem Bilderbuch

Nach der Ankunft schnappten wir unsere Fahrräder und radelten direkt in die Altstadt. Und was für ein Erlebnis! Colmar ist ein echtes Juwel: Fachwerkhäuser in warmen Pastellfarben, verwinkelte Gassen, kleine Cafés und eine Atmosphäre wie aus einem Märchenbuch. Besonders begeistert waren wir von den Fahrradwegen, sicher, gut ausgebaut, mit ab und an Schlaglöcher aber ideal, um die Stadt entspannt zu erkunden.

Wir ließen uns treiben, genossen einen Flammkuchen und tauchten ein in das bunte Treiben der Stadt. Die Nacht war für mich etwas frisch, aber Freddy hat gut geschlafen, immerhin einer von uns 😉

Kunst, Geschichte und ein Altar mit Tiefgang

Am zweiten Tag besuchten wir das Musée Unterlinden, das in einem ehemaligen Kloster mitten in Colmar liegt. Besonders beeindruckt hat uns der berühmte Isenheimer Altar, ein Werk, das nicht nur künstlerisch, sondern auch historisch tief bewegt.

Der Altar wurde ursprünglich für das Spital des Antoniterklosters in Isenheim geschaffen, einem Ort, an dem Menschen gepflegt wurden, die am sogenannten „Antoniusfeuer“ litten. Diese Krankheit, verursacht durch Mutterkornvergiftung, brachte großes körperliches Leid mit sich. Der Altar sollte den Kranken Trost spenden, Hoffnung schenken und sie geistlich begleiten.

Die Bilder sind kraftvoll und berührend: Die Kreuzigung zeigt Christus in erschütternder Intensität, während die Auferstehung in leuchtenden Farben Hoffnung und Erlösung verspricht. Es ist ein Werk, das Leiden und Heilung gleichermaßen darstellt und uns tief bewegt hat.

Zurück in die Schweiz, mit neuen Plänen

Die zweite Nacht war dann wunderbar ruhig. Frühmorgens um fünf standen wir auf, tranken gemütlich Kaffee und machten uns auf den Heimweg, direkt zum Einwohneramt, um endlich einen neuen Ausweis zu beantragen. Vielleicht halte ich ihn schon am Mittwoch oder Donnerstag in den Händen.

Und weil wir flexibel sind, haben wir unsere Ferienpläne kurzerhand angepasst: Jetzt genießen wir die ersten Urlaubstage auf einem wunderschönen Campingplatz in Engelberg, mit Blick auf die Berge, frischer Luft und ganz viel Ruhe.

Und manchmal daneben, aber immer unterwegs

Unsere Reise nach Colmar war nicht perfekt. Sie war chaotisch, improvisiert und voller kleiner Stolpersteine. Aber genau das macht sie besonders. Denn manchmal sind es gerade die Umwege, die uns zeigen, wie viel Vertrauen wir haben, in uns selbst, in andere Menschen und in das Leben unterwegs.

Wir sind losgefahren, obwohl nicht alles geklärt war. Wir haben Lösungen gefunden, wo vorher nur Probleme waren. Und wir haben Schönes entdeckt, das wir ohne diese kleinen Pannen vielleicht nie gesehen hätten.

Vielleicht ist das die wahre Kunst des Reisens: Nicht alles im Griff zu haben, aber trotzdem loszufahren. Sich überraschen zu lassen. Und am Ende mit Geschichten heimzukommen, die man nicht geplant hätte, aber nie mehr missen möchte.


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